Die Bundesregierung möchte bis zum Jahr 2030 den Anteil der Schiene am Güterverkehr von aktuell 18 Prozent auf mindestens 25 Prozent steigern. Doch was bedeutet das für Transportunternehmen und welche Vorteile bringt das? Eine Straßenlogistikfirma aus der Nähe von Hamburg hat mit einem Pilottransport im Dezember 2022 das Projekt „Truck2Train“ ausprobiert, das das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene gemeinsam mit dem Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) in den vergangenen anderthalb Jahren begleitet hat.
Transport auf der Schiene – neue Chance für mittelständische Unternehmen
„Uns hat der Pilottransport überzeugt und wir sind sehr daran interessiert, diesen Transportweg öfter zu nutzen“, sagt Alexander Kähler, Abteilungsleiter Nahverkehr und Containerverkehr bei der Kroop & Co. Transport + Logistik GmbH aus Neu Wulmstorf vor den Toren Hamburgs. Er hat den Transport im Dezember begleitet und ist von der Lösung sehr angetan: Denn mit Rail-Flow, dem Unternehmen, das auch die Onlineplattform bietet, um Transportrouten zu planen, können auch lediglich einzelne Container gebucht werden. Und somit ist eine der Hürden überwunden, die für kleinere Transportunternehmen bislang schwierig zu nehmen war. Denn die Deutsche Bahn selbst vermietet eher größere Kontingente ab 20 Containern und mehr, was für mittelständische Betriebe eher uninteressant ist, da denen in der Regel ein oder zwei Container für zu transportierende Güter ausreichen.
Mit „Truck2Train“ unabhängig von Fahrer- und Lkw-Knappheit
Für Transportfachmann Alexander Kähler hat die Lkw-Schiene-Lösung auch noch weitere Vorteile: So könne über die Online-Plattform mit einem Medium die komplette Transportkette geplant werden – bei laufendem Geschäft, wobei aufwändige Recherche bei der Erstellung der Route entfalle. Auch sei man mit „Truck2Train“ besser vorbereitet, „gerade in Peakzeiten, wenn Lkw knapp sind“. Unabhängig mache man sich so auch von einer künftig eventuell drohenden Lkw- und Fahrerknappheit, so Kähler weiter. Und nicht zuletzt spare man Kosten – beim Pilottransport sind es laut dem Transportfachmann rund 20 Prozent gewesen – und leiste einen Beitrag zum Umweltschutz.
Von Hamburg nach Nürnberg auf dem Güterzug
Bis zum Pilottransport hatte die Kroop & Co. Transport + Logistik GmbH Waren ausschließlich per Lkw transportiert. Als Mitgliedsunternehmen des BGL ergab sich im Dezember dann die Möglichkeit, die Lkw-Schiene-Verbindung samt Online-Buchung zu testen. Dafür wurde ein Container im Hamburger Hafen abgeholt und statt die komplette Strecke nur ein kurzes Stück per Lkw transportiert: bis zum DUSS-Terminal Hamburg-Billwerder, dem Abfahrtsort des Güterzugs. Von dort wurde der Container mit dem Zug nach Nürnberg gebracht. Der gesamte Transport ist laut Alexander Kähler unkompliziert und pünktlich verlaufen.
Straße-Schiene-Kombi für Transporte – digitale Buchungsplattformen erleichtern Routenplanung
Es gibt zwei digitale Buchungsplattformen, die von Unternehmen genutzt werden können: „Intermodal Capacity Broker“ (ICB) von Rail-Flow und „modility“. Auf beiden Plattformen finden sich Angebote verschiedener Anbieter, es können intermodale Transporte auf nationaler und internationaler Ebene gebucht werden. Das Projekt „Truck2Train“ ist im Zeitraum von Mai 2021 bis Dezember 2022 vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 200.000 Euro gefördert worden: Im Rahmen des Projekts haben sich Allianz pro Schiene und BGL mit der Frage beschäftigt, wie kleineren und mittelständischen Straßentransportunternehmen geholfen werden kann, um Möglichkeiten im kombinierten Verkehr Straße-Schiene zu erleichtern.